Das liberalistische Gift
Macron? «Ein Lockvogelangebot des Großkapitals, das mit den treffsichersten Vertriebsstrategien an den Mann gebracht wurde».
Das Wort stammt von Michel Onfray, ein Imprekator, der gewohnt ist, großzügig sowohl nach links als auch nach rechts auszuschlagen. Links oder rechts sind sowieso alte Hüte geworden, über die man sich keine Illusionen mehr macht, springt es ja doch Auge, daß beide Kategorien schon längst auf die Marktdiktatur und die großkapitalistischen Interessen eingeschwenkt haben, wie Michel Onfray es auch nochmals in einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Valeurs actuelles vom 1. Juni 2017 betont: «Seit Maastricht sind die Regierenden notgedrungen von rechts oder links (Sozialisten oder «Republikaner»), doch sie sind alle grundsätzlich Maastricht-Anhänger: sie vertreten und verteidigen nämlich ein und dieselbe Welt.»
Diese Welt ist die Welt des Liberalismus: eine Welt, gehalten, kontrolliert und gelenkt von den Dienern eines vergifteten und vergiftenden Systems.
Diejenigen aber, die dieses Systems kontrollieren (und meistens wohlweislich im Schatten bleiben), machten sich seit einiger Zeit Sorgen: Eine aufkommende Revolte seitens der ersten Opfer dieser Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, gemeint ist der Liberalismus, könnte ja gefährlich werden. Man mußte also einen neuen (groben) Trick finden, um Herr der Lage zu bleiben.
Daher das ulkige Kasperletheater, das man, unter dem Namen «Präsidentschaftswahl» dem lieben Volk auftischte. «Alles war verriegelt, damit eine Witzfigur des Maastricht-Staates den Thron bestiege». Die Kulisse bildete dabei «ein wahres Schauspiel von Neid und Mißgunst, Haß und Verführung, Lügen und Augenwischerei, Narzißmus und Demagogie, Süffisanz und Verrat, Größenwahn und Eitelkeit», kurzum, das, was gewisse Leute dreist immer noch «Demokratie» nennen (und verkneifen sich dabei die Nase, um nicht laut aufzulachen, wenn sie einander in die Augen schauen).
Onfray bot der Präsidentschaftswahlkampf die Gelegenheit, «Feld-Tagebücher» zu führen, die er «La Cour des miracles» (Die Grube des Elends) betitelte (L'Observatoire, Mai 2017). Darin wird die gesamte Politklasse vergnüglich durch den Kakao gezogen (niemand wird vergessen!). Doch die Marionetten waren nur dabei, um Mauerblümchen zu spielen, denn, so faßt Onfray zusammen, «es ging darum, einem treuen Diener des Maastricht-Staates die Stelle zu geben, jenes totalitären Molochs, der die Religion des goldenen Kalbes durchsetzt und seine Handlanger auf die richtigen Posten stellt, damit die Maschine läuft». Was gab's Besseres, um das schmutzige Werk zu verrichten, als den Roboter von Attali, der schon bei Rothschilds in die Schule gegangen war?
In den Medien strahlen die Schuhputzer des Systems von einem Ohr zum andern im Wissen um ihre satten Gehälter. Doch schwingt bei etlichen unter ihnen, die etwas weniger begriffstutzig sind (jawohl, es gibt sie auch) ein Hauch Besorgtheit mit: Denn wer die Augen nicht verschließt und bei Vernunft bleiben will, dem leuchtet ein, daß der Triumph Macrons ein Pyrrhussieg ist. Die Zahlen liegen klar auf der Hand: Bei einer Stimmenthaltung von knapp 57,4 sind nur 32,7 % der Wahlberechtigten zur Wahl gegangen, dabei zählt man 9,9 % Leerstimmen oder ungültige Stimmzettel. Das nennt die Zeitung Le Monde beschönigend «das Mißtrauen eines Teils der Wählerschaft gegen die politische Vertretung». Auf gut deutsch: Das real existierende Staatsvolk (?) glaubt dem legal existierenden Staatswesen (?) nicht mehr.
Und da letzteres auf der liberalistischen Ideologie basiert, ist es diese Ideologie, die auf dem Spiel steht. Wieso schwafelt man weiterhin von «demokratischer Legitimität», wenn nur 9 (neun) von 573 Abgeordneten, die in der Stichwahl gewählt wurden, mehr als 30% der Wahlberechtigten auf sich vereinigen konnten? Dabei sind 440 unter ihnen von weniger als 25% der Wähler ihres Wahlkreises gewählt oder wiedergewählt worden. So etwas nennen die Systemleute ohne Scherz eine «Mehrheit»...
Benoit Hopquin (in Le Monde, selbstverständlich), ist aber quietschvergnügt, vom Glück überwältigt: «Die Zahl der Abgeordneten außereuropäischer Abstammung dürfte sich mehr als verdoppeln» und diese Buntscheckigen «haben zu guter Letzt alle diese weißen Männer, die weiß sind bis an die Haare (sic), diese dominanten, ungezogenen Männchen, vor die Tür gesetzt». Offenbar sieht der Hopquin die erwünschte «Befreiung», sprich: den großen Volksaustausch, bereits am Horizont heraufdämmern...
Dagegen hätten Sie kämpfen sollen, Madame Le Pen, und gegen nichts anderes, denn DAS erwarten die Gallier! Der Front National wird ein solch grober Fehler teuer zu stehen kommen...
Was uns anbelangt, so begrüßen wir die Wahl dreier nationalistischer Abgeordneter aus Korsika. Dieser Nasenstüber an die Jakobiner aller Schattierungen (nicht wahr, Herr Louis Alliot?) zeigt den Weg. Mehr denn je müssen wir für unsere Kernwerte kämpfen: für biokulturelle Identität, gegen die Invasion und das liberalistische Gift, das dafür verantwortlich ist. Alles andere ist nur Schauspiel für die Galerie.
Pierre VIAL